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Wartezeit am Vestrahorn - Waitingtime at the vestrahorn

 

Seit ich vor etlichen Jahren einmal ein Bild davon gesehen habe, stand dieses Fotoziel auf meiner Löffelliste weit oben: das Vestrahorn. Nun gibt es bereits unzählige Fotos vom Bergmassiv Klifatindur, zu dem das Vestrahorn gehört. Fotos zu jeder Tages- oder Jahreszeit, bei jedem Licht und jedem Wetter. Wahrscheinlich ist es der am zweithäufigsten geknipste Berg Islands (nach dem Kirkufjell), aber was soll's? Wenn man Gitarre spielt, macht es ja auch einfach Spaß, Lieder zu lernen wie Smoke on the water, Country roads oder Lobet den Herrn, auch wenn die schon runtergenudelt sind bis zum Abwinken. Die Verbindung zwischen Berg und wildem Meer, den tollen Kontrast aus schwarzen Sand und leuchtendem gelbgrünen Dünengras wollte ich mit eigenen Augen sehen und mit der eigenen Kamera ablichten. Dieses Jahr im frühen Herbst packte ich die Gelegenheit am Schopf!

Wer nach Island fährt, muss damit rechnen, dass das Wetter einen fetten Strich durch die Rechnung macht. Zu jeder Jahreszeit. Im Herbst sowieso. Nach einem langen Fahrtag durch endlose Schotterwüste bei Waschküchenwetter, kam ich in Höfn an, nahe  dem Berg der Begierde. Am nächsten Morgen stand ich um 5.30 Uhr vor dem ersehnten Fotoziel. Statt glühendem, farbenfrohen Sonnenaufgang gab es nur stumpfes Licht und eine tief hängende, gleichförmige Wolkendecke. Ich durfte dankbar sein, wenn die Wolken die Spitzen des Vestrahorns mal vorübergehend enthüllten. Irgendwie hatte hatte ich mir das anders vorgestellt. Weil der Himmel nicht mitspielte, habe ich versucht meine Bilder durch einen möglichst interessanten Vordergrund aufzuwerten - Tangklumpen, heranlaufende Wellen oder mich selber. Ja, es war ein grandioses Naturerlebnis, der schöne Berg, der Strand, der unablässig von brüllenden Wellen berannt wurde, über die kleine Schwärme von Sanderlingen und Austernfischer strichen, nur fotografisch war es nicht das Wahre. Auch am Abend war es nicht viel besser und die Wettervorhersage verhieß für die beiden folgenden Tage nur Schlechtes: Sturm und Regen. Das bedeutete für mich also erstmal abwettern. Am zweiten Tag war genau an einer Stelle der Himmel halbwegs wolkenfrei - über einen der Ausläufer des Vatnajökull. Also fuhr ich dorthin und machte eine kleine, schöne Wanderung zu einer Gletscherlagunge, die bisher vom Massentourismus verschont blieb. Möglicherweise, weil man zu diesem Gletscher, dem Hoffellsjökull, nur zu Fuß oder mit Allradgefährt gelangt. Der kleine Ort Höfn liegt auf einer Halbinsel, die von Gletscherzungen geradezu umzingelt ist. Bei klarem Himmel sieht das sehr aufregend aus.

Am vierten Tag endlich klarte das Wetter auf. Wieder stand ich kurz vor Sonnenaufgang am Vestrahorn. Der Regen hatte nachgelassen. Aber nicht der Wind. Im Gegenteil, er blies einem den schwarzen, extrem feinkörnigen Sand mit Windstärke 9-10 um und in die Ohren. In den Dünen wurden Mensch und Gerät regelrecht gesandstrahlt. Selten habe ich um mein Objektiv so gebangt wie hier und es bedauert kein Schutzglas vorne dran geschraubt zu haben. Zumal der Sturm das Stativ immer umreißen wollte - mitsamt meiner Person. Hey, ich komme aus Norddeutschland! Und das passende Licht wollte sich auch nicht einstellen. Leicht enttäuscht und voller Sand kehrte ich zurück. Wirklich überall Sand - in den Augen, Ohren, in der Nase, in den Klamotten und mein Stativ musste ich auseinanderbauen und durchspülen, weil es nur noch knirschte und knarzte. Am Abend wagte ich einen definitiv letzten Versuch. Es wehte immer noch tüchtig, aber der Wind gab sich nicht mehr ganz so beißwütig wie am Morgen. Und zum Sonnenuntergang kam endlich, endlich gutes Licht, das geliebte Licht des Nordens bescherte ein tolles Farbenspiel und brachte den Berg und die Dünen zum Leuchten. So hatte sich für mich das Abwarten und die Geduld am Ende ausgezahlt und ich konnte das Vestrahorn auf meiner Löffelliste abhaken. Dafür habe ich mein Stativ gerne noch ein weiteres mal auseinander geschraubt.

Ich habe mir auch andere "Locations" in Südisland angeschaut. Zwischen Reykjavik und Jökulsarlon ist das meiste von Leuten wie mir schlichtweg überlaufen. Teilweise hoffnungslos. Es gibt Punkte, die sind auch durch Massentourismus nicht kaputt zu kriegen - zum Beispiel der Ausblick vom Dyrholaeyfelsen. Aber wenn erstmal wie in Jökulsarlon oder am Skogafoss die Leute per Reisebus angekarrt werden, dann ist der Ort eventuell noch instagrammable, aber naturfotografisch mausetot. Es geht dort teilweise zu wie im Zoo. Mir ist bewusst, dass ich Teil des Problems bin. Von daher werde ich mein Reise- und Fotoverhalten noch einmal gründlich überdenken.

Gefreut habe ich mich über eine klare Nacht mit tollen, intensiven Nordlichtern bei Laugaras. Hier bestand die Herausforderung darin, im Stockdunkeln in einer Gegend, die mir unbekannt und für isländische Verhältnisse dicht besiedelt war (Lichtverschmutzung), einen passenden "Spot" zu finden. Beurteilt selbst, ob das was geworden ist. Für mich waren es zum ersten Mal Nordlichter ohne Schnee drumherum!

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Kommentare: 5
  • #1

    Uta Möllhoff (Montag, 02 Oktober 2023 15:49)

    Wahnsinn, Stefan! Superschöne Fotos. Und der Mann im Bild passt gut nach Island. ��

  • #2

    Torsten (Mittwoch, 04 Oktober 2023 20:10)

    Superschön, Stefan. Was für beeindruckende Lichter.

  • #3

    Stefanie Fürst (Dienstag, 17 Oktober 2023 08:33)

    Wunderschöne Bilder!!!

  • #4

    Martin Besser (Dienstag, 17 Oktober 2023 20:28)

    was soll man sagen, Stefan ?einerseits begeistert von den gelungenen Fotos, andererseits erzeugen die bei mir immer so ein Fernweh... das tut schon körperlich weh.

  • #5

    Claudia Schulte (Sonntag, 31 Dezember 2023 19:30)

    Das sind atemberaubende Fotos und unglaubliche Eindrücke!!! Wunderschön!!!

sg-naturephoto.com - revgruetzmacher@aol.com

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