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Fischadler in Finnland - Ospreys in Finland

 

Fischadler sind für mich faszinierende Geschöpfe. Das habe ich ja schon mal hier deutlich gemacht. Im Süden Finnlands gibt es einen Hotspot, um Fischadler bei der Jagd zu fotografieren, nämlich in Kangasala in der Nähe von Tampere. Hier wurden vor etlichen Jahren Fischteiche angelegt, um die Fischadler in Finnland zu erforschen – inklusive von Beobachtungshütten für die Wissenschaftler. Bald fragten dann die ersten Naturfotografen an…

 

Anfang August sind mir dort ein paar traumhafte Aufnahmen gelungen, wie sich die Vögel ins Wasser stürzen und mit einem Fisch in den Fängen wieder auffliegen. Das Fotografieren ist nicht so leicht, wie man denken könnte. Denn meistens greifen die Fischadler unvermittelt an. Es geht hier buchstäblich um Sekunden. Wenn man erst reagiert, wenn man es klatschen hört, ist es meistens schon zu spät. Hat der Adler einen Fisch erwischt, muss er sich mehr abmühen, um aus dem Wasser wieder aufzutauchen, und man bekommt ein paar Extrasekunden. Eigentlich muss man aber die ganze Zeit auf der Hut sein, um die Beuteschläge abzupassen. Das ist natürlich ganz schön anstrengend. Auch ich hab mich das eine oder andere Mal vom Smartphone ablenken lassen oder von meiner Provianttüte.  Etwas leichter geht es, wenn der Fischadler vorher auf einem Ansitzast oder im Baum sitzt. Man kann dann beobachten, wenn er abfliegt. Dann  vergehen ca. 7 bis 10 Sekunden vom Abflug bis zum großen Platsch. Flink muss man also trotzdem sein! Manchmal fliegt der Fischadler aber auch nur ab, um sich einen anderen Platz zu suchen oder weil er etwas anderes zu tun hat. In jedem Fall fließt viel Adrenalin.

 

Erschwerend kommen noch zwei Umstände hinzu. Zum einen muss der Wind passend stehen, sonst dreht einem der Vogel nur den Rücken zu. Der Fischadler fliegt grundsätzlich gegen den Wind auf. Zum anderen muss man zusehen, dass man die richtige Länge des Teleobjektives wählt.  Ein 600mm Objektiv ist hier leicht überdimensioniert – entweder ist der Vogel zu nahe dran oder man findet bei der Attacke im engen Blickfeld des 600er den Fischadler erst, wenn er schon längst wieder auffliegt. Ideal wäre ein 300er oder 400er. Leider besitze ich so etwas nicht. Darum habe ich fast alle Bilder mit einem 200er Objektiv gemacht. Die Nähe zu den Tieren ließ das durchaus zu. Und ja, ich habe hier und da gecroppt – aber he, das macht fast jeder und ich finde, die Ergebnisse können sich sehen lassen. Alle Vögel tragen Ringe, wie ihr bemerkt. In Finnland werden so gut wie alle Fischadlernester überwacht – ca. 1300 an der Zahl – und viele Jungvögel werden beringt.

 

Beim Angriff kracht der Fischadler mit einer derartigen Wucht ins Wasser – es spritzt, als hätte Bud Spencer eine Arschbombe hingelegt! Alleine vom Aufprall wird der Fisch schon betäubt, bevor ihm die mächtigen Klauen den Garaus machen.  Graureiher und Gänsesäger besuchen den Fischteich auch gerne und sorgen so für ein wenig Abwechslung, wenn die Fischadler Pause machen. Erstaunlicherweise schafft es so ein Gänsesäger eine dicke Forelle im Ganzen runterzuschlucken.

Mehr Bilder aus Finnland gibt es hier und hier.

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Kommentare: 7
  • #1

    Dieter Wermbter (Freitag, 29 Oktober 2021 21:56)

    Deine schönen Aufnahmen vom Fischadler sind beeindruckend und ich kann die beschriebenen Erfahrungen nur bestätigen! Ich habe dort in im "Osprey Center" von Pohtiolampi in 2014 auch 3 Tage fotografiert und die Tücken des erforderlichen Timings kennengelernt. Entscheidend ist dabei sicher auch, den richtigen Monat für ein solches Vorhaben zu wählen, denn die Anzahl der Beute-Anflüge hängt auch stark vom jeweiligen Futterbedarf der Jungvögel in den umliegenden Horsten ab. Als ich etwa Mitte Juni dort war, gab es noch zu wenige Anflüge und damit auch nur wenige Chancen für gute Fotos vom fischenden Adler! Dir noch allzeit gut Licht und viele Grüße
    von Dieter Wermbter

  • #2

    Stefan Grützmacher (Sonntag, 31 Oktober 2021 08:07)

    Hallo, Dieter! Vielen Dank für deine freundliche Rückmeldung. Die Bilder entstanden Anfang August - da war schon etwas mehr los. Richtig zur Sache gehen soll es aber erst Ende August / Anfang September.!

  • #3

    Uta Möllhoff (Samstag, 19 März 2022 09:28)

    Wahnsinn!
    Und diese Augen �
    Ich bin froh hier im Oberbergischen viele Milane und Bussarde zu sehen, aber die Natur Finnlands ist noch einmal was ganz anderes
    Liebe Grüße

  • #4

    Peter Hakelberg (Montag, 01 August 2022 11:56)

    Hallo, ich bin gerade in Finnland, und überlege gerade dort hin zu fahren. Kennst du einen Ansprechpartner um dort fotografieren zu dürfen? Danke

  • #5

    Stefan Grützmacher (Montag, 01 August 2022 12:11)

    Hallo, Peter!
    Versuch es doch mal hier:
    https://www.saaksisaatio.fi/en/osprey-center
    Es gibt dort öffentliche Beobachtungsplätze und Ansitzhütten, die gemietet werden. Die Ansitzhütten sind oft schon früh im Jahr ausgebucht, aber durch Corona und Putins Krieg mag es da noch freie Plätze geben. Viel Freude,
    Stefan

  • #6

    Peter Hakelberg (Montag, 01 August 2022 21:33)

    Hallo nochmal. Danke für die schnelle Antwort. Dort gibt es tatsächlich noch Plätze. Aber ich kann leider keinen ganzen Tag bleiben. Reise mit Familie. Hat jemand eine Idee, ob und wenn wo ich mich mal für ein paar Stunden nur hinsetzen kann? Dankeschön

  • #7

    Stefan Grützmacher (Dienstag, 02 August 2022 07:16)

    Moin, Peter! Wie gesagt, es gibt in Pohtiolampi auch frei zugängliche Beobachtungstürme, von denen aus man Fischadler und andere Vögel beobachten kann. Ansonsten hängt es stark davon ab, wo in Finnland du gerade bist. Es gibt zahlreiche NSG mit Beobachtungstürmen u.ä. Zum Einstieg schau mal hier: www.discoveringfinland.com/nature-attractions/birdwatching
    Viel Spaß!

sg-naturephoto.com - revgruetzmacher@aol.com

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